Tradition verpflichtet (Bericht vom 08.11.2010)


Suhl-Dietzhausen - Am Samstag feierte der Boxring 90 Suhl in seinem schmucken Domizil, der Dietzhäuser "Zwecke", im Rahmen eines Jubiläumsturniers sein 20-jähriges Bestehen. Umfangreiche Recherchen von Bernd Heyder und Wolfgang Ziebarth führten vorab zu der Erkenntnis, dass das Boxen bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Suhl eine wichtige Rolle bei den sportlichen Aktivitäten vieler junger Menschen spielte und dass der Boxring 90 diese lange Tradition bis zum heutigen Tag mit ungebrochenem Engagement fortführt.

 

 

Bei ihren ersten Kämpfen im Saal der Gaststätte "Feuchte Ecke" kletterten die Suhler Faustkämpfer noch für ihren Verein Saxiona in den Ring. Später schlossen sie sich dem Sportclub Germania 06 an. Zu den Pionieren der Sportart gehörten Ernst Heyder und sein Weggefährte Alex Wagner. Von 1930 bis 1942 wurde Heyder mehrfacher Thüringer Meister und verfehlte nur knapp die Qualifikation für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Den größten Erfolg verbuchte er 1935, als er gegen den amtierenden Federgewichts-Europameister Otto Kästner aus Erfurt gewann. Während des 2. Weltkrieges kam der Boxsport in Suhl zum Erliegen. Erst am 11. September 1948 gründeten Ernst Heyder, Alex Wagner, Franz Schön, Rudi Mägdefrau und Ernst Schneider mit Unterstützung des damaligen Suhler Sportwarts Werner Wolfram die Zentrale Sportgemeinschaft Fortuna, um eine neue Ära im Boxsport einzuleiten. 

 

Lang ist die Liste derer, die zwischen 1948 und 1958 Suhler Boxgeschichte geschrieben haben. Stellvertretend seien Horst und Heini Kummer, Karl Heydenbluth, Martin Graß, Roland Schlegelmilch, Ernst Heyder, Horst Schneider, Günter Fischer, Werner Krause, Günter Freyboth sowie Dieter Heßler genannt. Auch in den 1960er Jahren fanden viele junge Sportler wie Wolfgang Ziebarth, Gerhard Schilling, Günter Krause, Horst Heßler oder Roland Krell zum Boxen, so dass sich der Faustkampf in Suhl einer großen Popularität erfreute. Ab 1975 wurde es etwas ruhiger, ehe am 23. Juni 1985 die BSG Aufbau Suhl gegen die SG Dynamo Rudolstadt im Anbau der Stadthalle der Freundschaft einen ersten Vergleichskampf durchführte. Die eigentliche Wiedergeburt wurde auf einer Bezirksfachausschusssitzung im Jahre 1984 eingeleitet, bei der sich mit Frank Schulzke, Bernd Marr, Stefan Regenspurg, Detlef Weiß, Günter Fischer, Ulf Andritzke und Gerhard König bereits die Gründer des späteren Boxring 90 Suhl einbrachten.

 

 

Die erste öffentliche Präsentation des neuen Vereins mit seinem ersten Vorsitzenden Werner Birke gab es 1992 beim Turnier gegen eine Staffel aus Bad Kissingen und der Ausrichtung der Thüringer Meisterschaften. "Der Neuanfang war sehr schwer", erinnert sich der spätere Vorsitzende Frank Schulzke. "Um damals die notwendigsten Ausgaben bestreiten zu können, mussten wir einen von zwei Boxringen verkaufen." Im Rahmen des Stadtfestes 1992 präsentierte sich der Boxring 90 Suhl der Öffentlichkeit am Diana-Brunnen. Sportliches Aushängeschild war damals Alexander Boy, der später zu den Profis wechselte. Sein Domizil schlug der junge Verein um Präsident Frank Schulzke und seine vielen engagierten Mitstreitern wie Bernd Marr, Gerhard Schilling, Ulf Andritzke, Gerhard König oder Georg Mai im Schlauchgarten auf. Athleten wie Jan Stolpe, Thomas Schilling, Kai Müller, Frank Beil, Marco Brand, Stefan Graupe, Mike Andres und Ronny Stoll spiegelten mit ihren Erfolgen bei regionalen und nationalen Meisterschaften die große Leistungsstärke des Suhler Boxsportes wider.

 

 

Zur Verbesserung der materiellen Bedingungen blickte der Verein bereits in den 1990er Jahren gen Dietzhausen, wo unter der Regie des Boxring 90 Suhl eine international besetzte Landesmeisterschaft ausgetragen wurde. Dietzhausen hat sich innerhalb Thüringens und darüber hinaus zu einem wichtigen Standort für qualitativ guten Boxsport entwickelt, was man zweifellos dem nimmermüden Engagement des Boxring 90 Suhl zuschreiben darf. Das Vorzeigeobjekt ist dabei das neue Vereinsdomizil im "Haus des Sports". Mit großer Eigeninitiative wurde die ehemalige Schulküche in eine moderne Trainingsstätte umgewandelt.

 

 

Neuland betrat der Boxring 90 mit der Etablierung des Faustkampfes für Frauen. Die damals 15-jährige Janine Elosge war die erste Thüringerin, die sich dem Boxsport verschrieb und es bis hinauf zur nationalen Ebene zu Meisterschaftsehren brachte. Den erfolgreichen Weg des Frauenboxens setzte die Deutsche Schwergewichtsmeisterin Ulrike Brückner fort. Zudem war es der Boxring 90 Suhl, der 1997 das erste deutsche Amateur-Boxturnier für Frauen mit internationaler Beteiligung organisierte.

 

An der Suhler Boxsportgeschichte haben zahlreiche Enthusiasten mitgeschrieben - von Ulf Andritzke als ehemaligem Präsidenten des Thüringer Boxsportverbandes bis hin zum heutigen Vereinsvorsitzenden Stefan Regenspurg. Und so folgten viele Faustkämpfer der Einladung zum 20. Jubiläum, um über vergangene Zeiten zu plaudern und zugleich über die Zukunft des Suhler Boxsportes zu diskutieren.

 

Quelle/Autor: Redaktion Freies Wort